Neue Hausarztpraxis in Gehlenberg will noch dieses Jahr eröffnen

Neue Hausarztpraxis in Gehlenberg will noch dieses Jahr eröffnen / Quelle:NWZ-Online

Bild: Heiner Elsen

Seit Anfang des Jahres gibt es in Gehlenberg keinen Hausarzt mehr. Noch in diesem Jahr soll dort eine neue Praxis eröffnen, die sich auch um die Pflegeheimversorgung kümmern will.

Allein schon einen Termin bei seinem Hausarzt zu bekommen, ist oftmals gar nicht so einfach. Am Telefon ist häufig kein Durchkommen, kommt man in der Praxis an, erwarten den Patienten volle Wartezimmer und lange Schlangen schon vor dem Gebäude. In der Stadt Friesoythe wird die Unterversorgung im Gesundheitssystem immer deutlicher. Nicht zuletzt deswegen hatten vor rund drei Wochen sieben Friesoyther Hausärztinnen und Hausärzte in unserer Zeitung vor dem Kollaps gewarnt. Jetzt soll aber erste Abhilfe geschaffen werden – in Gehlenberg wird noch in diesem Jahr eine neue Hausarztpraxis eröffnen.
Zwei Arztstellen besetzt

Zwei von sieben freien Arztstellen in der Stadt Friesoythe sollen durch die neue Praxis in Gehlenberg ausgefüllt werden. Dort gibt es seit Anfang dieses Jahres keinen Arzt vor Ort mehr – zum 1. Januar 2024 wurde die Praxis von Peter Ven­ohr geschlossen. „Wir sind heilfroh, dass diese Lücke jetzt geschlossen wird“, sagt Ortsvorsteher Hans Meyer, der auch für die SPD im Stadtrat sitzt. Diese Lücke schließt mit einer neuen Praxis Martin Scholz aus Wiefelstede. Aktuell betreibt der Facharzt für Allgemeinmedizin zwei Gemeinschaftspraxen in Wiefelstede und Metjendorf (Landkreis Ammerland).

Zusammen mit Tobias Orthmann als Geschäftsführer der Fidelus Ammerland Friesoythe hatten beide die Vision, mit einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) die ambulante Versorgung auf dem Land neu aufzustellen.
Fordern Rücksicht und nachhaltige Reformen: Dr. Herbert Kellermann, Dr. Robert Hayduk, Frank Zimmermann, Dr. Thorsten Pancratz und Dr. Burkhard Schute (hinten von links) sowie Dr. Annette Gründing (vorne links) und Dr. Senta Kim-Giesemann.
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Claudia Wimberg
Friesoythe

„Wir haben gesehen und gelesen, dass Friesoythe ein massives Standort-Problem hat. Gleichzeitig ist meine Schwester beim Reit- und Fahrverein Friesoythe tätig, und so hatte ich immer wieder Kontakt in die Region“, sagt Martin Scholz im Gespräch mit unserer Redaktion. Da durch das MVZ aber auch die Pflegeheimversorgung abgedeckt werden soll, kam dann schnell Gehlenberg in den Fokus. „Hier gibt es ja auch ein Pflegeheim und auch keinen Hausarzt mehr“, so der 46-Jährige. So sollen die neuen Ärzte in Gehlenberg auch direkt in die Pflegeheime zur Versorgung der dortigen Patienten gehen.
Ideale Praxisräume

Für alle anderen wird die ehemalige Bank-Filiale der OLB an der Gehlenberger Kirchstraße die neue Anlaufstelle. In diesen Räumen soll in den nächsten Monaten die Praxis eröffnet werden. Der Standort direkt neben dem NP-Markt und mit ausreichend Parkfläche vor dem Gebäude erweist sich als ideal. „Insgesamt werden wir hier zwei Arztstellen mit drei Ärzten füllen. Dies wird mit einem Teilzeit-Modell arrangiert. Dazu kommen dann natürlich noch drei bis vier medizinisch-technische Assistenten (MTA)“, so Orthmann, der als Betriebswirt seit 2004 Heilberufe berät und als Dienstleister deren Verwaltung koordiniert. Auch er sieht eine „heftige Versorgungslücke“ im Gesundheitsbereich, die eigentlich sogar noch schlimmer sein müsste. „Dass wir diese Situation noch nicht erreicht haben, liegt allein daran, dass viele Ärzte auch noch bis ins hohe Alter weiterarbeiten“, so der 30-Jährige.
So soll das neue MVZ in Gehlenberg heißen. Ein entsprechendes Schild hängt bereits am Gebäude.

So soll das neue MVZ in Gehlenberg heißen. Ein entsprechendes Schild hängt bereits am Gebäude.

Generell können sich Scholz und sein Geschäftspartner aber auch vorstellen, dass sich ihr Angebot in der Stadt Friesoythe noch ausweitet. „Wir fangen jetzt erstmal mit einem weißen Blatt Papier an und schauen, wie es in Gehlenberg läuft. Danach können wir dann natürlich weiter planen“, so Scholz, der hofft, in sechs Monaten den Praxisbetrieb zu starten. Die Versorgung in den Pflegeheimen kann schon früher beginnen. „Wie es dann weitergeht, gleicht natürlich immer einem Blick in die Glaskugel“, so Scholz.
Stadtverwaltung froh

In der Stadtverwaltung Friesoythe ist man ebenfalls sehr glücklich, dass man in Gehlenberg jetzt Abhilfe schaffen kann. „Es ist natürlich ein heiß diskutiertes Thema, aber wir sind sehr froh, dass die Gespräche so gut gelaufen sind. Ich denke, so können wir zumindest erstmal hier im Dorf eine Versorgungslücke schließen“, sagt Bürgermeister Sven Stratmann (SPD). Sein Kämmerer Karsten Vahl hatte die Vermittlung mit den Ärzten geleitet und freut sich ebenfalls, jetzt positive Nachrichten in Gehlenberg vermitteln zu können.