Mit dem Esel von Gehlenberg bis Santiago gepilgert

Mit dem Esel von Gehlenberg bis Santiago gepilgert / Quelle:NWZ-Online

Bild: Hubert Looschen

Von Gehlenberg bis Santiago de Compostela ist Bernhard Meemken gepilgert. Aufgeteilt auf drei Etappen lief er die Strecke in Begleitung eines Esels. 3000 Kilometer legte er dabei zurück. Das sind seine Erfahrungen.

Garrel – Sucht man die Länge der Strecke von Gehlenberg nach Santiago de Compostela in einem Routenplaner, dann wird die Zahl von etwa 2100 Kilometer ausgeworfen. Bernhard Meemken aus Gehlenberg schätzt „seine“ Strecke auf über 3000, denn es ging nicht immer geradeaus. Bernhard Meemken ist die Strecke von Gehlenberg bis Santiago zwar zu Fuß, aber nicht allein gegangen. Sein treuer Begleiter war Jakob, ein Esel. Wobei Esel nicht ganz richtig ist. Den hatte er auf der letzten Etappe dabei. Vorher war es ein Muli.
Keine Minute bereut

Nach einem langen Arbeitsleben entschied sich der Gehlenberger, damals 73, für die Tour nach Santiago. „Ich habe die Tour keine Minute und keinen Tag bereut“, berichtet er der Garreler Gruppe Männer ü 60. Warum in Begleitung eines Esels? Der Esel zog einen Karren, der für das Gepäck bestimmt war. Und für sein Akkordeon. Er selbst ist die gesamte Strecke gegangen – mal vor, mal neben, mal hinter dem Esel. Allerdings hat er schon mal den Kutschbock anderen fußkranken Pilgern angeboten. Dem Gehlenberger diente der Karren gelegentlich als Schlafplatz. Er folgte überwiegend der offiziellen Route, wenn das mit dem Esel möglich war. Einmal hatte das ungleiche Paar eine Autobahn allein für sich. Sie war fast fertig, aber noch freigegeben.
Kontakte geknüpft

„Ich habe keine Probleme, Kontakte zu knüpfen“, sagt er. Kontaktschwierigkeiten überwanden spätestens Jakob oder sein Akkordeon, wenn er ein deutsches Volkslied spielte, die aber kaum mitgesungen werden konnten. In drei Etappen hat Bernhard Meemken die Strecke in den Jahren 2014 und 2015 zurückgelegt. Jeder Tag brachte neue Erlebnisse und neue Bekanntschaften, aber auch Überraschungen. So konnte der Esel nicht immer in der Nähe der Herberge angebunden, musste für die Nacht ein Rastplatz für Jakob gesucht werden. Da war an einem Morgen die Überraschung besonders groß, hatte der Gehlenberger sich doch am Abend für eine freie Fläche entschieden, auf der am Morgen ein Markt aufgebaut war. Alles kein Problem, denn Jakob war der Star des Marktes.
Besondere Schicksale

Auf dem Weg habe er „viele Menschen mit besonderen Schicksalen“ getroffen, berichtet Bernhard Meemken den Garreler Männern. Da wisse man seine eigene Situation besser einzuordnen. Nach vielen Jahren habe er sogar einen früheren Geschäftspartner getroffen, da wurde Besinnliches statt Geschäftliches ausgetauscht. Jeden Kilometer sei er gegangen, nicht so wie drei argentinische Buchautoren, die lange Strecken in einem Wohnmobil zurücklegten. Das Thema des Buches: „In 14 Tagen nach Santiago“. Da bleibt nur ein verächtliches Lächeln.

Respekt hat er für Hape Kerkeling gefunden. „Sein Buch hat viele Pilger motiviert und zum Pilgerboom auf dem Camino beigetragen“, hat er erfahren. Jeden Kilometer gegangen, das hat zwei Paar Schuhe und 20 Kilogramm Körpergewicht gekostet. „Früher musste ich Einlagen tragen, das ist vorbei“, nennt der heute 82-Jährige einen weiteren Vorteil seiner Tour in drei Etappen und 107 Tagen. Der Pilger ist auch ein guter Erzähler, er nimmt die Zuhörer mit auf die Reise.