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Bild: Eva Dahlmann-Aulike
Tischlermeister Christian Koopmann aus Gehlenberg baut Tiny-Häuser – Kleinsthäuser auf Anhängern. Seine Kunden wollen aus ganz unterschiedlichen Gründen mit wenig Besitz auskommen.
Draußen nieselt es seit Stunden, aber drinnen ist es wirklich gemütlich, nicht zu eng. Im ochsenblutroten Tiny House im Schwedenstil, das auf dem Campingplatz Wilken an der Thülsfelder Talsperre steht, lässt es sich aushalten. „Das ist mir wichtig, dass das Raumgefühl nicht zu drückend ist“, sagt Bauherr Tischlermeister Christian Koopmann. Weniger besitzen – Es ist sein drittes Tiny House. Es steht hier als Werbung und als Testobjekt für seine Kunden. Denn: Tiny-Häuser, also winzige Häuser, liegen im Trend. Die Idee stammt aus den USA. Auch in Deutschland wollen immer mehr Menschen auf wenig Platz mit weniger Zeug leben. Wollen, aber auch können? Es gebe Interessenten, die mit einem Test festgestellt hätten, dass das für sie doch nicht passt, berichtet Koopmann: „Aber viele fühlen sich befreiter. Sie sagen: Ich habe entrümpelt.“Im Augenblick arbeitet der 25-jährige Gehlenberger an seinem sechsten Tiny House. Er ist bis August 2021 ausgebucht. Die kleinen Häuser stehen meist auf Anhängern, weil die Eigentümer flexibel bleiben wollen. Doch Koopmann könnte die Minigebäude, die deutschen Energiesparrichtlinien entsprechen, auch auf eine Betonplatte setzen. Noch ist es indes nicht einfach, eine Genehmigung für das dauerhafte Wohnen in einem Tiny House zu bekommen. In deutschen Bauvorschriften existiert diese Wohnform nicht. So müssen sich Interessierte mit dem jeweiligen Bauamt in den Kommunen auseinandersetzen. Die Ergebnisse fallen von Ort zu Ort ganz unterschiedlich aus, wie Koopmann von seinen Kunden weiß.Koopmanns Tiny House-Käufer kommen aus ganz Deutschland. Das ochsenblutrote Häuschen zum Beispiel ist schon verkauft, es wird ab Ende September auf einer Alpakafarm bei Rostock stehen. Und es gebe ganz unterschiedliche Beweggründe, sich ein Tiny House zuzulegen. Studenten, die nicht in die teure Miete in einer Universitätsstadt investieren wollen, ein Berufspendler, der vier bis fünf Mal im Jahr zu einem anderen Projekt weiterziehen muss. Aber vermehrt auch Frauen über 50, die sich verkleinern wollen, wie Koopmann beobachtet hat. Manchmal alleine, manchmal mit Partner.Christian Koopmann hat eine Tischlerlehre gemacht, seit dreieinhalb Jahren ist er Meister. Er arbeitete beim Jachten-Ausstatter Oldenburger in Dinklage. „Ich wollte etwas Hochwertiges machen“, sagt er. Zufällig sah er auf einer Montage ein Tiny House und baute sein erstes für sich selbst. Er hatte so viel Spaß, dass mehr daraus wurde. Selbstständig arbeiten – Noch arbeitet er stundenweise beim Jachten-Ausstatter, aber inzwischen investiert Koopmann die meiste Arbeitszeit in seine Selbstständigkeit. Einen Mitarbeiter er bereits angestellt. Derzeit sucht er nach einem passende Ort für seine Firma – einen Ort, an dem er arbeiten und wohnen und an dem ein Tiny House für Interessierte stehen kann. Er selbst braucht aber zum Wohnen mehr Platz, hat Koopmann schon festgestellt.