Den Ursprüngen der Moorkolonien auf der Spur

Den Ursprüngen der Moorkolonien auf der Spur / Quelle:NWZ-Online

Bild: Anni Knipper

Die Akten beinhalten Historisches über Gehlenberg, Neuvrees und Neulorup. Auch über den Umbau der Kirche ist etwas zu finden.

Mit einem wahren Schatz im Gepäck kam der gebürtige Gehlenberger Willi Baumann in seine ehemalige Heimat. Der Leiter des Offizialatsarchivs Vechta übergab Unterlagen aus dem Nachlass des früheren Rektors der Gehlenberger Grundschule Alfred Gruse an den Vorsitzenden des Heimatvereines Gehlenberg-Neuvrees-Neulorup, Wilhelm Olliges. In den Akten geht es um die Gründung der Moorkolonien Neuarenberg (jetzt Gehlenberg), Neuvrees und Neulorup.Alfred Gruse war von 1978 bis 1988 Vorsitzender des Heimatvereines und federführend an der Erstellung der Gehlenberger Chronik zum 200-jährigen Bestehen des Ortes im Jahre 1988 beteiligt. Für die Erforschung der Kolonialisierung und die Dokumentation verwendete er Kopien aus dem Niedersächsischen Landesarchiv, Abteilung Osnabrück (NLA OS). Diese Unterlagen befanden sich noch im Nachlass des 1990 verstorbenen Chronisten und wurden von seiner Tochter Christiane Gruse-Schwing verwaltet. Alles begann mit einer Arbeit des Offizialatsarchivars Baumann über die Gründung der Kolonien und die Anfänge der Pfarrgemeinde, besonders über Pfarrer Joseph Biermann. Er wandte sich auf der Suche nach einem besonderen Dokument, das er im Nachlass des verstorbenen Alfred Gruse zu finden hoffte, an dessen Tochter Christiane Gruse-Schwing. Dieses Dokument – die „Chronikalischen Aufzeichnungen des ersten Neuarenberger Pfarrers Joseph Biermann (1832 – 1842)“ – hatte Alfred Gruse 1984 vom Heimatforscher Holger Lemmermann aus Sögel erhalten. Gruse bearbeitete es für einen Artikel, der 1988 unter dem Titel „Wie es um 1835 hier war“ in der Dorf- und Familienchronik von Neuarenberg/Gehlenberg erschienen ist. Diese Aufzeichnungen befanden sich tatsächlich als Kopie im Nachlass von Alfred Gruse. Joseph Biermann, erster Pfarrer der Gemeinde St. Prosper Neuarenberg, hatte zahlreiche Aufzeichnungen gemacht. Bereits 1832 schuf er ein Einwohnerverzeichnis über jede Kolonistenfamilie mit Angaben über deren Herkunft und den Zeitpunkt der Ansiedlung in Neuarenberg. Er zeichnete ebenfalls Wetterbeobachtungen auf und vieles mehr. Mehrere Kisten mit historischen Dokumenten übergab Christiane Gruse-Schwing bei dieser Gelegenheit an Willi Baumann. Bei der Sichtung der Dokumente reifte in Baumann der Plan, diese archivgerecht aufzuarbeiten. In unzähligen Zeitungsberichten, Diavorträgen, in kleineren lokalgeschichtlichen Aufsätzen und in einigen Beiträgen in örtlichen Festschriften veröffentlichte Gruse seine Forschungen. Zu den wichtigsten Publikationen zählen die Festschrift zum 150-jährigen Bestehen der Ortschaft Neulorup 1977, die Chronik zum 150-jährigen Bestehen der Pfarrgemeinde St. Prosper Gehlenberg im Jahr 1981 und die Dorf- und Familienchronik Neuarenberg/Gehlenberg, die 1988 zum 200-jährigen Ortsjubiläum herausgegeben wurde. Auch zahlreiche nunmehr aufgearbeitete Originalakten konnte der Archivar an den Heimatvereinsvorsitzenden Wilhelm Olliges übergeben. Dazu gehört ein Protokoll über die Erweiterung der Kolonie Neuvrees aus dem Jahre 1827 sowie Akten über die 1840 erbaute Windmühle in Gehlenberg von 1959 bis 1984. Ebenfalls überreichte Willi Baumann eine Farbzeichnung über den geplanten Erweiterungsbau der Pfarrkirche St. Prosper Gehlenberg, entworfen von dem Architekten Albert Feldwisch-Drendrup, Osnabrück im Jahre 1909. Die farbige Zeichnung des projektierten Erweiterungsbaues der katholischen Kirche ist nach Auskunft von Wilhelm Olliges Mitte der 1960er Jahre aufgefunden worden, als die Scheune des alten Pastorats abgebrochen wurde. Der genannte Architekt hat sich über 20 Jahre lang mit der Erweiterung der Kirche befasst, die zunächst wegen des Ersten Weltkrieges und später aus Kostengründen niemals durchgeführt wurde. Die Kirche wurde 1930 nach Plänen des Architekten Theo Burlage aus Osnabrück durch einen Rundbau erweitert. Alle Dokumente haben jetzt im Heimatarchiv des „Kulturzentrums Mühlenberg“ ihren Platz gefunden.