Bei Baumanns geht es seit 75 Jahren um die Wurst
Bild: Claudia Wimberg
Seit 75 Jahren produziert „Baumanns Grillparadies“ aus Gehlenberg hausgemachte Spezialitäten. Zum Jubiläum feiern Familie, Freunde und Partner das kulinarische Erbe – das 1950 ganz klein begann.
Gehlenberg – Thekla Baumann behält die Bratwürste im Blick. Immer wieder werden sie gewendet und gleichmäßig gegart, bis sie schließlich knusprig braun auf den Pappteller wandern. „Verbrannte Ware geht bei uns nicht über die Theke“, lautet das unverrückbare Prinzip, an das sich auch alle Angestellten halten. Eine Karriere als Currywurst ist für ein verkohltes Stück somit ausgeschlossen. „Soße drüber und dann sieht es keiner, das gibt es nicht“, ergänzt Ehemann Erich nachdrücklich.
Zum Feiern gehört Grillen
Seit 48 Jahren sind die beiden verheiratet und arbeiten Hand in Hand fast genauso lange für ihr Unternehmen. „Baumanns Grillparadies“ mit Imbisswagen und Catering ist wie das Inhaber-Paar weit über die Gehlenberger Grenzen hinaus bekannt. „Sie feiern, wir grillen“, lautet ihr einprägsamer Werbeslogan. Feiern und Grillen heißt es jetzt auch bei ihnen selbst, denn die Familie stößt am 4. und 5. April auf ihr 75-jähriges Betriebsjubiläum an. „Schützenfest@home“ hat Sohn Bernhard Baumann die Festveranstaltungen überschrieben, bei der sich Geschäftspartner, Vereinsvertreter, Festwirte, Mitarbeiter, Nachbarn und Freunde Brat- und Currywurst, Pommes und Burger schmecken lassen können. Der 44-jährige Fleischermeister und Lebensmitteltechniker ist nach verschiedenen Stationen im Bundesgebiet 2015 ins Unternehmen eingestiegen und tritt die Nachfolge in dritter Generation an. Zwar kennt er den arbeitsreichen Alltag seiner Eltern mit langen Tagen und Nächten von klein auf, dass er und seine Schwester jedoch „nicht auf Festplätzen aufwachsen, war uns sehr wichtig“, betont Mutter Thekla, die vor allem in der stressigen Saison auf ihre Schwiegereltern zählen konnte.
Firmengründer: Bernhard Baumann eröffnete mit Ehefrau Marianne ein Fleischerfachgeschäft mit Landschlachterei. Unterstützt wurden sie später von Sohn Erich und Schwiegertochter Thekla.
Firmengründer: Bernhard Baumann eröffnete mit Ehefrau Marianne ein Fleischerfachgeschäft mit Landschlachterei. Unterstützt wurden sie später von Sohn Erich und Schwiegertochter Thekla.
In der Region auf Reisen war Firmengründer Bernhard Baumann noch nicht, als er 1950 den Schritt in die Selbstständigkeit ging. Er fuhr vielmehr mit dem Rad zu den Landwirten und übernahm die Hausschlachtung. Von Ostfriesland hatte es ihn beruflich nach Gehlenberg verschlagen, wo er Ehefrau Marianne kennenlernte, mit ihm ein Fleischerfachgeschäft eröffnete und um eine Wurstküche sowie ein kleines Schlachthaus mit Räucherkammer erweiterte. Ab 1958 luden sie ihre Kunden auch in ihre Filiale in Markhausen ein und bauten 1967 am heimischen Standort an der Raiffeisenstraße ein großes Schlachthaus. Im selben Jahr begann Sohn Erich als ältester von sieben Kindern seine Fleischerlehre, war in Heidelberg tätig und hielt 1973 mit gerade mal 21 Jahren seinen Meisterbrief in den Händen. Nach dem Tod des Vaters 1988 führte er dann federführend die Landschlachterei weiter.
Wohn- und Geschäftshaus: Der Laden an der Raiffeisenstraße wurde Ende 1999 geschlossen. Das Wohnhaus wich 2016 einem Neubau.
Wohn- und Geschäftshaus: Der Laden an der Raiffeisenstraße wurde Ende 1999 geschlossen. Das Wohnhaus wich 2016 einem Neubau.
Vier Jahre zuvor fragte man ihn auf der Markhauser Kirmes, warum er denn nicht mal einen Grillstand aufbaute. Ja, warum eigentlich nicht, dachte sich Baumann und ließ Taten folgen. „Bratwurst und Nackensteaks haben eingeschlagen wie eine Bombe“, erinnert sich der 73-Jährige schmunzelnd an die Anfänge als Marktbeschicker. Auf den ersten Imbisswagen folgten weitere. Am Stammsitz wurde erweitert und auch mit Catering und Grillbüfetts für kleine und große Gesellschaften machte sich der Betrieb einen Namen.
Mit der Aufgabe des Ladengeschäfts ging 1999 zwar eine Ära zu Ende, „aber nicht unsere Geschichte“. Die Familie fuhr neben ihren Imbisswagen mit einem „Burger-Point“ und einer „Steakburg“ auf, in der der Chef auch schon mal als Musketier oder Pfarrer verkleidet für jeden Spaß zu haben war. Darüber hinaus gibt es eine Weihnachtsmarkthütte und ein „Grillcoupé.“
Qualität aus Meisterhand: Bis heute stammt das Brat- und Grillfleisch aus der eigenen Herstellung.
Qualität aus Meisterhand: Bis heute stammt das Brat- und Grillfleisch aus der eigenen Herstellung.
Bei allen Neuerungen und Entwicklungen war und ist es Baumanns wichtig, dass das Brat- und Grillfleisch aus der hauseigenen Herstellung stammt. „Wenn du etwas machst, musst du es vernünftig machen. Wir haben uns über Qualität hochgearbeitet“, sagt Erich Baumann, der für seine Erzeugnisse von seiner Branche mit über 50 Medaillen ausgezeichnet wurde. Allein sein Schinkentaler errang dreimal Silber und einmal Gold.
Besonderer Burger
Zum Start in die neue Saison geht es für das Unternehmer-Trio und Team mit den klassischen Imbissleckereien Ende März zur Werlter Woche. Taxifahrer bestellen sich am Stand übrigens gerne einen „Autofahrerburger“. Der zeichnet sich durch weniger Ketchup und Remoulade aus, um ihn zwischen den Touren unfallfrei essen zu können.