NDR-Journalistin spricht über ein Leben in Scherben – Selbsthilfetag in Gehlenberg

NDR-Journalistin spricht über ein Leben in Scherben – Selbsthilfetag in Gehlenberg / Quelle:NWZ-Online

Bild: Claudia Wimberg

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Kathrin Kampmann übernimmt die Schirmherrschaft über den „Mühlentag mit starken Menschen“ in Gehlenberg. Er bietet Selbsthilfegruppen eine Plattform und ermutigt dazu, Schicksalsschläge gemeinsam zu bewältigen.

Kathrin Kampmann kennt die Ohnmacht, wenn alles schwer und schmerzhaft ist. Und die NDR-Moderatorin weiß, dass Schicksalsschläge oder besondere Lebensumstände häufig dazu führen, dass man sich gebrandmarkt, isoliert oder unverstanden fühlt. Sie selbst erlebte es dann als „großen Befreiungsschlag“, Menschen kennenzulernen, die Ähnliches durchgemacht haben, wie sie. „Sehr gerne“, sagte die 36-jährige Journalistin somit der Kontaktstelle für Selbsthilfe im Landkreis Cloppenburg zu, die Schirmherrschaft über den „Mühlentag mit starken Menschen“ in Gehlenberg zu übernehmen.

Zwischen 13 und 17 Uhr stellen sich am Sonntag, 17. August, zahlreiche Gruppen, Institutionen und Einrichtungen zum Thema Selbsthilfe und Gesundheit auf dem Gelände des Kulturzentrums Mühlenberg vor. Darüber hinaus gibt es nahe des zeitgleich stattfindenden Kreisfeuerwehrtages Musik und ein buntes Programm für Kinder.

Ins Gespräch kommen
„Ein lebendiger Tag bei bestem Wetter und eine wertvolle Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen und sich mit Arbeitsweisen und Zielen vertraut zu machen“, sagt die Leiterin der Kontaktstelle, Andrea Poppe-Aumüller, die die Veranstaltung mit Wilfried Witting, Frank Schwarz, Irmgard Rolfes, Johannes Korte, Johannes Nienaber, Marina Mende und Ulla Thomée organisiert. Über Witting ist die Verbindung zum Gehlenberger Heimatverein entstanden, der sein Areal sofort zur Verfügung stellte und die Bewirtung von Kaffee und Kuchen übernimmt. „An den Vorstand und die Mitglieder geht deshalb natürlich unser ganz besonderer Dank“, so Witting.

Kreisweit treffen sich aktuell rund 90 Selbsthilfegruppen zum Erfahrungsaustausch.

Plötzlich Witwe
Sich anzuschließen und diese Entscheidung vor Familie, Freunden und Nachbarn offen zu bekennen, erfordert vor allem im ländlichen Raum auch Mut. Doch Menschen zu treffen, die einen ähnlichen Kampf kämpfen, „einen wirklich verstehen und die Hand ausstrecken, helfen auch sich selbst und beweisen wahre Stärke und Menschlichkeit“, weiß die Schirmherrin aus eigener Erfahrung.

Vor drei Jahren wurde sie plötzlich Witwe, als ihr Mann zum Joggen ging und nie wie kam. Ihre Kinder waren eineinhalb und vier Jahre alt. „Mit einem Schlag liegt alles in Scherben. Ich war eine machtlose Zuschauerin in meinem eigenen Lebenschaos“, beschreibt sie Hilflosigkeit und Verzweiflung. Sie startete die Suche nach einem Sinn und einem Weg, „das alles wieder in meine eigene Geschichte zu verwandeln und Oberhand zu gewinnen.“ Es gelang mit Menschen, die auch bei Rückschlägen an ihrer Seite waren, ihr sagten, „es tut weh, es ist hart, aber das Leben geht weiter“ und praktische Tipps gaben.

Am besten gemeinsam
„Ich glaube, dass wir über das, was unser Leben schwer macht, hinauswachsen können. Und das geht am besten gemeinsam“, unterstreicht Kampmann. Ratschläge sollte man grundsätzlich nur sehr sparsam geben. „Die meisten sind völliger Murks und wenig empathisch.“ Doch wenn sie Jungverwitweten einen Tipp geben dürfe, dann den: „Streich die Wörter ‚nie‘ und ‚nimmer‘ und mach daraus sowas wie ‚vielleicht‘ oder ‚hoffentlich’.“ Tragödien und Krankheit passierten nicht immer nur anderen.

Vom Ausnahmezustand dürfe man sich allerdings nicht vereinnahmen lassen. „Und wir möchten zeigen, wie einfach es manches Mal ist, sich wieder selbst auf die Beine zu helfen“, sagen die Organisatoren. Frei nach Pippi Langstrumpf: „Der Sturm wird immer stärker. Das macht nichts. Ich auch.“